Der Schutz der Natur und der Arten führt leider auch dazu, dass findige Menschen eine Geschäftsidee für sich entdecken. Jedes Jahr werden mehr davon angeboten. Die Nutzlosigkeit bleibt außen vor. Worum geht es?

Patenschaften für Blühwiesen
Findige Menschen verpachten Blütenwiesen - teilweise zu Preisen von einem Euro pro Quadratmeter. Dazu schrieb mir gestern ein Landwirt auf Anfrage (Kopiert, Rechtschreibung wird übernommen):
"Klar krieg ich für die Fläche auch Geld von Staat und das Saatgut kost mich auch nichts. Aber wenn ich für jeden qm noch ein Euro dazukrieg ist doch super! Ist ja nicht schlecht für die Natur.
Die leute wollen doch was tun die wollen doch jetzt aufeinmal Insekten schützen"
Und unter dem Strich hat das Ganze zwei Vorteile:
2. Der Pächter, der einen Teil des Ackers pachtet, beruhigt sein grünes Gewissen.
Das war es dann auch schon mit den Vorteilen, denn mehr gibt es nicht. Man muss sich als Pächter oder Interessent darüber im Klaren sein, dass diese, mit einer Samenmischung bepflanzten Äcker, für den Artenschutz nichts bringen. Die Gründe sind sehr schnell dargestellt.
1. Wir wissen schon von den Zwischenfruchtanbauten und den Blühstreifen, dass die verwendeten Samenmischungen mit heimischen Wildblumen überhaupt nichts zu tun haben. Der Inhalt besteht oft aus Mauretanischer Malve, Sonnenblumen, Buchweizen, Borretsch usw. Diese Pflanzen stillen in keinster Weise die Bedürfnisse unserer heimischen Insekten. Die Artenvielfalt wird nicht gefördert oder unterstützt durch Blühflächen, die hauptsächlich aus Exoten bestehen.
Die Ernährung und Ansiedelung heimischer Insekten kann mit solchen Blüh-Äckern nicht gelingen. Falls überhaupt werden nur selten mal einige Insekten eine Futterpflanze finden. Anders als die Honigbiene sind die meisten Insekten eben keine Generalisten. Sie sind auf spezielle Futterpflanzen angewiesen, die man aber auf solchen Feldern nicht finden wird. Insofern wird zwar die Honigbiene und andere Genralisten fündig, wenn sie auf Nahrungssuche sind. Die sind aber nicht vom Aussterben bedroht und eine Kinderstube finden sie dort auch nicht. Denn:
Wer Artenvielfalt will, kann das nicht mit blühenden Äckern erreichen. Die Parzellen auf diesen Äckern können noch so viel Geld kosten: Für den Artenschutz sind sie wertlos. Unsere heimischen Arten benötigen dringend heimische Wildpflanzen. Sie brauchen Lebensräume, die nicht mitsamt der nächsten Generation umgeackert werden. Sie benötigen Platz je nach Art. Sie brauchen Zeit, damit die Entwicklungsstadien abgeschlossen und somit Lebenskreisläufe geschaffen werden. Blühende Äcker tragen zu alldem nichts bei! Spart euch also euer Geld und setzt es dafür ein, dass diese Grundlagen geschaffen werden! Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel: Natürich gibt es auch Blühflächen, die auf Dauer angelegt sind. Erst kürzlich habe ich in einem Fernsehbericht gesehen, dass Naturschützer große Flächen gekauft habe und sie zu Magerwiesen umgewandelt haben - ein Prozess, der Jahre in Anspruch nimmt. Magerwiesen aber sind Flächen, auf denen eine ungeheure Artenvielfalt vorzufinden sind, die unsere heimischen Insekten so dringend benötigen, um Wohnraum und Nahrung zu finden.
Patenschaften für Bienenvölker
Genauso schlimm aus meiner Sicht verhält es sich mit Bienenpatenschaften. Ein mir seit langem Bekannter Imker hat für seine 16 Völker
Patenschaften angeboten. Das ist ganz einfach: Ihr gebt ihm 50 Euro und dann bekommt ihr ein Zertifikat, wo draufsteht, dass ihr Bienenpate seid. Ihr bekommt auch noch drei Gläser Honig! Wenn
euch der Honig zugesendet werden muss, dann müsst ihr für den Versand nochmal zehn Euro zusätzlich bezahlen. Zu meinem Erstaunen tun das viele Leute tatsächlich: Sie kaufen für ein Jahr eine
Bienenpatenschaft Das freut diesen Imker sehr, denn er hat auf diese Weise für das Ausdrucken eines Zettels (Zertifikat) 32 Euro verdient (50 Euro minus 18 Euro die er für die drei Gläser Honig
im Verkauf verlangt hätte). Bei 16 Völkern sind das schnell mal ohne sonderliches Zutun über 500 Euro einfach mal so obendrauf.
1. Die Honigbiene ist NICHT IN GEFAHR. (Darüber schreibe ich euch in den nächsten Tagen einen Text zum besseren Verständnis). Fakt ist: Nein, sie hat den Schutz der Bevölkerung in keinster Weise nötig.
Lasst euch nicht über den Tisch ziehen! Auch wenn es heute weniger Bienenvölker gibt, als noch vor dreißig Jahren: Solange es Imker gibt, wird es Honigbienen geben. Wir haben ein viel geringeres Nahrungsangebot als noch vor dreißig Jahren. Es ist nicht problematisch, dass es weniger Honigbienen gibt. Es gibt jedenfalls genug davon. Es gibt so viele Bienenvölker, dass man tatsächlich nicht mal in seinen wildesten Albträumen davor Angst haben muss, dass die Honigbiene in Deutschland ausstirbt. Wer das behauptet, erzählt Märchen oder will euch das Geld für Unsinniges aus der Tasche ziehen: für eine Bienenpatschenaft. Die Honigbiene wird von Imkern gehegt und gepflegt. Es gibt sie reichlich. Inbesondere deshalb, weil immer mehr sich ein Bienenvolk anschaffen, um "etwas für die Natur zu tun". Genau das passiert aber nicht, wenn man sich ein Bienevolk in den Garten stellt. Und auch nicht, wenn man die Patenschaft für ein Bienenvolk übernimmt.
2. Gehen wir davon aus, dass die Honigbienen dringend geschützt werden müsste (was nicht so ist!) und ihr übernehmt eine Patenschaft für eines der Völker eines Imkers: Dann gibt es nicht eine enizige Biene mehr. Der Imker hat nur mehr Geld mit einem seiner Völker verdient.
Ihr tut sehr viel Gutes, wenn Ihr Euren Honig bei einem Imker in der Nachbarschaft kauft, oder etwa auf dem Wochenmarkt, wo es sicher auch immer einen oder mehrere regionale Imker geben wird. Damit sichert ihr dem Imker sein Überleben und somit auch seinen Bienen.
Wer dagegen DRINGEND unseren Schutz und unsere Hilfe braucht, das sind einzig und allein die WILDBIENEN! Für die bekommt ihr aber keine Patenschaft. Wenn ihr also Geld für Artenschutz ausgeben wollt, dann sucht euch eine wirklich sinnvolle Aktion zum Schutze der Wildbienen!
Informiert euch gut, überlegt gut, lasst euch nicht über den Tisch ziehen. Umweltschutz, Naturschutz, Artenschutz - das sind unfassbar wichtige Themen. Und jeder sollte etwas tun, jeder KANN etwas tun. Aber setzt euch und euer Geld mit Bedacht und zielgerichtet für den Schutz der Arten und der Umwelt ein! Sonst ist rausgeworfenes Geld - für euch und für den Artenschutz!
Jenni (Samstag, 22 Mai 2021 22:49)
Richtig! Nichts verantwortungsloser als geldgierige Imker die behaupten,es wäre was dran am Sterben der Honigbiene und die dann auch noch den Leuten das Geld aus der Tasche ziehen.
Basti (Donnerstag, 20 Mai 2021 14:25)
Nichts was sich nicht zu Geld machen lässt. Besonders die Dummheit der Leute
Agnes Knaas (Dienstag, 18 Mai 2021 02:27)
Der Irrsinn wird mir jetzt klar. In den letzten 2 Jahren hab ich beides gezahlt. Vornehmlich Bienenpatenschaften. Aber auch Flächen für Blühwiesen. Ich sag danke für die Aufklärung.
Emil (Montag, 17 Mai 2021 13:32)
Was für eine SCHEISSE. Geht ja eigenltich niemand was an, wofür andere Leute ihr GEld ausgeben.
Maria Kuhn (Samstag, 27 Februar 2021 23:57)
Im Jahr 2019 bezahlten wir ingesamt 150 Euro für Blühflächen, welche dann im Herbst beackert wurden. 2020 versprach der Landwirt, das Feld nicht mehr zu ackern. Hat er auch nicht. Doch die einjährigen Pflanzen knicken bei Frost einfach ein, sind zudem ja auch nicht heimisch bei uns. Genauso gut hätte er ackern können. Ich bin wirklich drauf hereingefallen und habe mich dann informiert. Blühwiesen bringen es einfach nicht. Nach ausreichend Einholen von Infos sind wir zum Schluss gekommen, uns in diesem Jahr finanziell und auch mit Schaffenskraft an einem anderen Projekt zu beteiligen. Dabei geht es um die Renaturierung von Waldrändern und Feldrändern mit einheimischen und ortsüblichen Pflanzen.
Kurt (Sonntag, 21 Februar 2021 00:38)
sehr gut
wir gründen grad ein verein zum schutz der wildbienen wo es auch darum gehen wird wie sinnlos blumenstreifen und blumenwiesen für insektenschutz sind und auch was man besser machen kann
danke für die ehrlichkeit
besonders weil du ja imker bist
Marina Deusch (Donnerstag, 18 Februar 2021 10:30)
Wir haben eine Dauerpatenschaft für Blühwiese und Bienenvölker. 500 Euro jedes Jahr - 2021 das dritte Jahr. Das darf ja wohl nicht wahr sein. Die Blumen sind solche die du schreibst, was in einheimischen Mischungen nicht rein gehört. Und dann wird natürlich jedes Jahr umgeackert � Und mit den Bienen hast du ja auch recht �
Rita (Mittwoch, 17 Februar 2021 19:06)
Danke Conny! DANKE-DANKE-DANKE
Wir kämpfen mit Händen und Füßen, dass diese Praxis verboten wird. Es kann und darf nicht sein, dass völlig sinnlose Blühwiesen für viel Geld verpachtet werden und dann als Natur- und Insektenschutz deklariert werden, wenn dem nicht so ist. Wieso darf so etwas überhaupt sein? Ich hoffe sehr, dass dem bald der Garaus gemacht wird. Gleiches gilt für Imker die Patenschaften für ihre Völker verpachten. Die sollten sich schämen, dass sie Menschen das Geld aus der Tasche ziehen und dann auch noch so tun, als wäre das wichtig für die Natur. Das sind in meinen Augen ganz verlogene Betrüger. Sie gehören nicht nur an den Pranger gestellt. Dafür müssen endlich gesetzliche Regelungen her, die solche Machenschaften verbieten!